dieser Tage habe ich mich trotz tropischer, feuchtheißer Luft ins Leder gezwängt und bin mit der ZRX eine Runde gefahren.
nach einiger Zeit dann eine spontane Eingebung und ein paar Kilometer Umweg zum nächsten Kawasakihändler, Z 900 RS ansehen.
da dieser Händler auch ein Vorführfahrzeug stehen hat, war klar, was die nächsten zwei Stunden gemacht wird
erster Rundgang um die RS, sieht sehr kompakt aus, eine gelungene Mischung aus Retrodesign und Neuzeit (liegendes Federbein, z.B.).
die orange Lackierung sieht in Natura viel besser aus, als auf den Fotos, denn auch das Metalic in den tiefbraunen Lackteilen sind orangene Pigmente ... mir persönlich gefällt die glänzend schwarze aber besser - wenn sie denn die polierten Felgen hätte
die Felgen sind sehr fein ausgeführt, keine Speichenräder, aber doch sehr hübsch.
Zwei Rundinstrumente gehören zu diesem Design einfach dazu, die RS hat sie und dazwischen ein gut ablesbares, digitales Infoboard.
beim Aufsitzen das erste AHA-Erlebnis, man sitzt hoch und sehr aufrecht, irgendwie auch hoch über dem Tank.
(bei der ZRX sitzt man ins Motorrad integriert, bei der RS hockt man oben drauf)
beim Anstarten das zweite AHA-Erlebnis, der Motorsound ist sowas von geil!
kein Krawall, sondern so eine Art basslastiges Knurren, dass da aus der Ansaugbox und dem Endtopf kommt.
also Helm auf und losfahren, das gelingt wegen der extrem leichtgängigen Kupplung nicht ganz so souverän wie gedacht, der Druckpunkt ist fast nicht zu spüren.
das Getriebe schaltet sich leicht und mit kurzen Schaltwegen auch sehr exakt, der Leerlauf findet sich quasi von selbst und bis auf den langen sechsten Gang ist die Getriebeabstufung gut gelungen.
Der Einspritzmotor nimmt ruckfrei von der Leerlaufdrehzahl weg sauber Gas an, dreht smooth hoch bis an den fünfstelligen Drehzahlbereich, nur bei ca 5000 rpm hat er einen leichten Durchhänger, das ist wohl der Euronorm geschuldet.
Der ganze Antrieb ist auf Durchzug ausgelegt, im fünften Gang mit 50 km/h aus der Ortschaft rollen und dann "Gas auf" funktioniert prima und mit deutlichem Vorschub.
Es gibt so gut wie keine Lastwechsel (das ist bei einem Einspritzmotor auch heute noch leider keine Selbstverständlichkeit) und nur ein ganz feines Konstantfahrruckeln, so in der Gegend um 3000 rpm. fährt man halt mit 4000 rpm
Beim Fahren hadere ich anfangs ein wenig mit der Sitzposition, man ist einfach zu hoch und weit weg vom Vorderrad, beim Einlenken muß man einfach darauf vertrauen, dass der Frontpneu das macht, was man will.
ich versuche ganz nach vorne zu rutschen, das gelingt wegen der nach vorne schmal zulaufenden Sitzbank auch ganz gut, wird aber auf Dauer unbequem. vom Sitzgefühl ist man jetzt nahe dran an einer Supermoto und hat eine deutlich bessere Kommunikation
mit dem Vorderrad.
Jetzt wird die kurvige B33 entlang der Donau immer frecher befahren, das Vertrauen zu den Haftfähigkeiten des Vorderreifens stellt sich ein, nur der Supermotoeindruck will nicht so recht verschwinden.
Warum? die Gabel taucht beim forschen Bremsen tief ein und federt beim Lösen der Bremse auch wieder weit aus. Ich stell meine Fahrweise halt um, achte darauf nicht in die Kurve hinein zu bremsen, sondern löse die Bremse schon vor der Kurve und verkneif es mir, das kurveninnere Bein in Supermotomanier vorzustrecken
Wie gesagt, es ist ein Vorführer und ich habe keine Zeit mit Fahrwerkseinstellungen vertan, vielleicht läßt sich das ja noch besser abstimmen.
Die Bremse ist fein dosierbar, packt auch mit wenig Handkraft kräftig zu und man bekommt beim Bremsen fast das Hinterrad in die Höhe, bevor das ABS zu regeln anfängt. Prima.
Auf der Rückfahrt probiere ich das zweite Gesicht der RS zu erkunden, das des Retrocruisers und es ist ein sehr hübsches Gesicht.
Im hohen Gang gemütlich durch die Wachau bummeln, jetzt wieder gemütlich aufrecht sitzend, dem Knurren unter dem Tank lauschen ...
Mein Fazit: optisch gefällt sie mir gut, besser noch als auf den Fotos. Der Motor ist ein sehr feiner Antrieb, die Bremse funktioniert ebenfalls sehr gut. Die Sitzposition ist nicht so meines, vielleicht sollte ich mir die RS "Cafe" auch noch ausborgen, die hat einen anderen Lenker und eine tiefere Sitzbank ... aber das lichtgrün/weiss ... naja
das Fahrwerk paßt zum Cruisen ganz gut, fürs Fräsen müßte ich noch Einstellarbeiten vornehmen oder andere Federn verbauen?
zum Schluß der Preis: für eine lagernde Orange nimmt der Händler derzeit 14.000 ö€ ohne Extras, wie Sturzpads oder Ähnliches.
da muß ich dann schon noch länger Grübeln , überhaupt wenn ich nach der RS mit meiner ZRX fahre und mir so denke: besser als die ZRX geht eigentlich kaum (immer auf "naked" gerechnet)