Fahrbericht Kawasaki Z 1000 J

-- WICHTIGES AN DIESER STELLE --

Stammtische: KawasakiS NRW 07.12. Willich

  • Fahrbericht
    Kawasaki Z 1000 J

    aus bma 05/01

    von Georg Garbe

    Dies ist die Chronologie der ungewollten Restauration einer Z 1000 J. Angefangen hat es aber eigentlich im Herbst 1994 mit dem Erwerb einer von „Frankensteins Töchtern”.

    Nach fast zwei Jahren Gebastel war unsere Z 900, Bj. 1976, im Frühjahr 1996 endlich für die dunkelgrüne Metallic-Lackierung bereit. Diese Lackierung gelang meiner Freundin so hervorragend, dass just ein paar Tage später auch andere, mir leider unbekannte Zweiradliebhaber, Gefallen an dem Klassiker fanden. So stand ich eines morgens fassungslos an der Stelle, wo mein Motorrad eigentlich hätte stehen sollen, aber es war weit und breit nicht zu sehen. Da die Polizei ja nun mal nicht in der Lage ist, sich intensiver mit solchen „Lapalien” zu beschäftigen, blieben mir nur ein paar Gedanken über die möglichen Vorteile der Selbstjustiz und die Entscheidung, dass mein nächstes Motorrad schon aufgrund seiner äußeren Erscheinung keinerlei Anreiz für Langfinger bieten sollte.

    Ende Juni war es dann soweit, und ich erstand eine 15 Jahre alte Z 1000 J in optisch katastrophalem Zustand für relativ wenig Geld, denn technisch - so die Aussage des Anbieters - sei alles in bester Ordnung. Natürlich hätte ich erkennen müssen, dass dies eine Lüge war, denn es gab genug Anzeichen, die ich beflissentlich übersehen hatte. Ausreden wie Sommer, Zeitdruck usw. fand ich später genug, aber letztendlich bleibt die Tatsache, dass ich mich, trotz jahrelanger Zweiraderfahrung, übers Ohr habe hauen lassen. Denkt an meine Worte und geht niemals (!!!) alleine ein gebrauchtes Fahrzeug kaufen, denn vier Augen sehen nicht nur mehr, sie sehen auch anders. Selbst der Tatsache, dass der Verkäufer den Fahrzeugschein verloren hatte, widmete ich wenig Aufmerksamkeit, und so wurde ich stolzer Besitzer eines Motorrades, das mir sicherlich keiner freiwillig geklaut hätte. Diese ekelig gelben, handgepinselten Lackteile, dazu rote Marzocchi-Dämpfer, die völlig verrostete Auspuffanlage, die aufgerissene Sitzbank und der Dreck von vielen Jahren ließen da keinen Zweifel aufkommen.

    Wie wir alle wissen, folgt dem Erwerb eines Zweirades die An- bzw. Ummeldung. Diejenigen Leser, die dieses Ritual nie selbst durchgeführt haben, besitzen sicherlich mehr Haare als ich, aber ihnen fehlt ein nie versiegender Quell von Anekdoten des wiehernden Amtsschimmels. Eigentlich kannte ich die sicheren Pfade im Sumpf der Formalia des Verkehrsamtes, doch der fehlende Fahrzeugschein ließ mich hoffnungslos untergehen. „Nein, nein junger Mann, so einfach ist das nicht. Auch wenn der Stempel auf dem Nummernschild den Dezember als nächsten TÜV-Termin ausweist. Woher soll ich denn wissen, ob Sie den nicht selber aufgeklebt haben? Verwaltungstechnisch hat die Plakette keinerlei Bedeutung. Entweder lassen Sie sofort eine TÜV-Abnahme hier vor Ort machen oder Sie besorgen mir eine Kopie des letzten Prüfberichtes.” Selbst wenn der TÜV-Prüfer blind und taub wäre, würde er dieser Karre seinen Segen verweigern, also schnell zum Telefon gegriffen und den Vorbesitzer nach dem Prüfbericht gefragt. „Ja, nee, den hab' ich weggeschmissen, glaub ich, aber ich war beim TÜV in ...” „TÜV-..., guten Morgen. Mein Name ist ..., was kann ich für sie tun?” „lch brauche dringend die Kopie eines Prüfberichts vom Dezember 1994. Könnten sie den an das Verkehrsamt in .... faxen?” „Das tut mir leid, aber den müssen wir erst aus dem Archiv suchen. Das dauert circa drei Wochen und kostet .... DM Gebühr.” Nun ja. Warum sollte der TÜV-Prüfer nicht blind und taub sein? Vielleicht hat er gute Laune und einen nachsichtigen Tag. Ich kenne hübsche, junge Frauen mit einem netten Lächeln, die mit viel schlimmeren Mängeln am Fahrzeug ihre Plakette erhalten hatten.

    Nachdem ich knapp einer Zwangsstilllegung entgangen war (ich plädiere eindeutig für die Quotenregelung beim Prüfpersonal), investierte ich diverse Scheinchen in eine noch nicht verrostete Sito-Vier-in-zwei-Anlage, drei Bremsscheiben ohne Riefen inklusive Belägen, einem Hinterradreifen mit Profil und andere Kleinig- keiten. Diese neuen Teile stimmten den TÜV-Prüfer so fröhlich, dass er mir bei der Nachprüfung trotz berechtigter ästhetischer Bedenken seine Absolution erteilte.

    Nach zwei Monaten sorgenfreien Ölverbrauchs (ca. 1,5 Liter auf 1000 km) stand im September ein Urlaub ohne Zweirad an. In der Zwischenzeit sollte der Schrauber meines Vertrauens die Kopfdichtung tauschen. Klingt einfach, war es aber nicht! Am Tag vor unserer Abreise brachte ich die Kawa zur besten Z-Werkstatt, die ich kenne, und Michael meinte: „Wenn du noch ein bisschen Zeit hast, nehmen wir den Kopf gleich runter.” Um es vorweg zu nehmen, dieser Kopf dient inzwischen in der Berufsschule angehenden Kfz.-Mechanikern als abschreckendes Beispiel.

    Doch nun das Grauen im Detail: Als wir den Kopf abgehoben hatten, fielen uns merkwürdige, mehr oder minder runde, von Hand zugeschnittene Blechteilchen entgegen. Noch wussten wir nicht, was die dort zu suchen hatten, aber eines war sicher - „orginal is' das nich'”. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass die Ventilführungen ausgeschlagen und durch Schrauben, die von außen schräg durch den Kopf gebohrt waren, festgesetzt worden waren. Dies hatte wiederum zur Folge, dass das Ventilspiel selbst mit den stärksten zur Verfügung stehenden Shims nicht mehr eingestellt werden konnte. Also hatte einer der Vorbesitzer die glorreiche Idee, jene oben erwähnten Blechstücke auf die Shims zu legen, um so zumindest die vorgegebenen Einstellwerte zu erreichen. Das Fazit für den technisch weniger interessierten Leser: alles im A...! Michael versprach mir, dass er sich während meines Urlaubs um einen guten gebrauchten Kopf bemühen würde und ich verbrachte einige schöne Tage mit dem guten Gefühl, bald wieder ein leeres Konto zu haben.

    Tatsächlich lag bei meiner Rückkehr ein gebrauchter, komplett überholter Kopf bereit, und nun hieß es nicht kleckern, sondern klotzen - wenn schon, denn schon. Meine Freundin stand wieder in der Lackierkabine und an der Polierscheibe, und ich montierte einen Chrom-Kettenschutz und -Luftfilterkastenblenden, einen neuen Lenker, Stahlflexleitungen, Dauerfilter von K&N und die Konis. Auch die Sitzbank wurde neu bezogen.

    Nun hatte ich wieder ein Motorrad, das man besser gut anschließt, denn ein Dieb kann ja nicht sehen, dass das Ding fährt wie ein Sack Kartoffeln. Ständig setzte der dritte Zylinder aus. Auch das Tauschen der Zündkabel, Zündkerzenstecker und Zündkerzen brachte keine Besserung. Die Reinigung der Düsen, Kontrolle des Schwimmerstandes und Synchronisation der Vergaser blieb auch erfolglos. Erst Monate später bemerkte ich, dass ein Vergaserdeckel nicht richtig dichtete. Die Schraube oben rechts war vergnaddelt. Aber als man sich daran gewöhnt hatte, vor jeder Fahrt die Zündkerze des Zylinders Drei zu reinigen, war der Spaßfaktor ziemlich hoch, solange der Motor lief.
    Einmal blieb ich unvermittelt liegen und musste feststellen, dass eine Sicherung ihren Geist aufgegeben hatte. Als erfahrener Biker hat man natürlich einen neuen Fünferpack DELO-Sicherungen dabei. Neue Sicherung rein und... nichts passiert. Mit dem Bus nach Hause, Werkzeug, Auto und Freundin geschnappt und auf zum fröhlichen Basteln. Nachdem die Kiste halb zerlegt am Straßenrand lag, fragte meine Freundin: „Sag mal, bist du dir sicher, dass mit der Sicherung alles in Ordnung ist?” „Aber klar doch, ich hab' doch 'ne neue eingesetzt.” „Mess' mal lieber durch.” Und siehe da, von den fünf neuen Sicherungen waren nur zwei in der Lage, ihrer Bestimmung gerecht zu werden. Was mal wieder beweist, dass neu nicht automatisch funktionsfähig bedeutet. (An dieser Stelle viele Grüße an die Qualitätsabteilung des entsprechenden Zulieferers, von wegen Null-Fehler-Produktion und so...)

    Während solche Pannen nur ärgerlich sind, können andere Nachlässigkeiten ziemlich gefährlich werden. So hielt der Bastelkönig von Vorbesitzer eine Ritzelsicherung anscheinend für unnötigen Ballast. Zum Glück sprang das Ritzel erst nach der Autobahnabfahrt ab und nicht kurz vorher bei 130 km/h. Ich weiß wirklich nicht, warum dieser Idiot das Leben anderer riskieren musste, aber er sollte froh sein, dass mir nichts passiert ist und ihm die Haue meiner Freundin erspart geblieben ist.
    Nun aber zurück zu den großen Problemen. Der Sommerurlaub des Jahres 1997 war geplant. Die alte Z sollte mich, eine Sozia und viel Gepäck durch Frankreich tragen. Doch vorher kam der MOGO inklusive Ausfahrtsstau. Bei schönem Sommerwetter verbrannten wirklich alle Ölreste auf den Kühlrippen, und selbst die Kupplung der BMW meiner Freundin brauchte Mineralwasserkühlung. Kurzfristig beschlossen wir, uns in der Ostsee zu kühlen. Auf dem Rückweg war es dann soweit. Ich stieß Flüche und die Kawa dunkle Rauchwolken aus. Da die Steuerkette erst vor kurzem erneuert worden war, konnte es daran nicht liegen. Also wieder einmal den einen Kopf entfernt, den anderen geschüttelt und die Haare gerauft. Diagnose: Kurbelwelle verdreht. Fazit für Nichtbastler: alles total im A... (soll bei der Baureihe öfter aufgetreten sein) - Urlaub gestorben.

    Doch in der Verzweiflung keimt die Hoffnung, und so sprach der Vater: „Mein Sohn, ich kann dir Geld leihen, wieviel brauchst du?”, und so begleitete mich auf einer kuriosen (Tor-)Tour de France eine fast neue 1100er Zephyr, die kurz danach wieder veräußert wurde, um das zinslose Darlehen zu begleichen.

    In der Garage zu Hause wartete die Z auf ihre Heilung, doch meine Motivation den Motor zu zerlegen war gleich Null. Dann aber bekam ich einen GPZ 1100-Unterbau angeboten und zum nächsten Frühjahr war die Karre fit wie nie. Inzwischen wurde noch die Sito-Auspuffanlage gegen eine orginale getauscht, eine Guiliari-Sitzbank erworben, das Zündschloss gewechselt, die Simmerringe der Gabelholme ersetzt usw, usw... Zwar hat die Dicke immer noch ihre (kleinen) Macken, aber seit zwei Jahren gab es keinen Ausfall mehr und beim letzten TÜV war der Prüfer so begeistert, dass er statt einer gleich zwei Runden drehte. Eine Reaktion, die ich voll und ganz nachvollziehen kann, denn wie sang Edith Piaf so schön „je ne regrette rien”.

    P.S.: Ja, ja. Wer's glaubt. Ihr solltet ihn mal hören, wenn der Pott mal wieder seine Mucken macht.
    Die Freundin

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