Fahrbericht Kawasaki ZX-10R

-- WICHTIGES AN DIESER STELLE --

Stammtische: KawasakiS NRW 07.12. Willich

  • Fahrbericht:
    Kawasaki ZX-10R

    aus bma 07/04

    von Jens Rademaker

    Es gibt bestimmte Zahlen, die einen Supersportlerfahrer beeindrucken können z.B. 194 PS, 311 km/h Endgeschwindigkeit, 118 Nm. Allerdings hebt sich bei einem Verhältnis ein PS pro kg Gewicht selbst bei mir zumindest eine Augenbraue: „Sowas hat eine Straßenzulassung?” Tatsächlich ist die Kawasaki ZX-10R auch auf der normalen Straße zu Hause. Sie fordert vom Piloten allerdings Zurückhaltung, Voraussicht und ein ruhiges Dosieren mit der Gashand.

    Die neue Ninja ist ein Meisterwerk der Kawasaki-Ingenieure und wohl „der” neue Star in der Supersportler-Szene. Besonders viel Mühe haben sich die Entwickler mit dem Fahrwerk und der Bremsanlage gegeben, denn noch nie habe ich so ein ausgewogen bissiges Fahr- und Bremsverhalten erlebt.

    Wenn man die Kawa so betrachtet, denkt man sich schon „Die ist aber klein!” Dennoch ist der Arbeitsplatz des Piloten relativ bequem. Der Fahrer nimmt eine eher lockere, aufrechte Position ein und die Knie sind nicht zu stark angewinkelt. Der Knieschluss am 17 Liter fassenden Tank passt bei kleineren sowie auch Piloten der größeren Klasse. Beim ersten Blick auf die ZX-10R fallen sofort die integrierten (eher Kawasaki ungewöhnlich) vorderen Blinker auf, ganz zu schweigen von den Stummelblinkern am Heck. Rein optisch sprechen mich diese Kleinigkeiten nicht unbedingt an, aber stellt man sich die Maschine dann einmal in einem Windkanal vor, dann könnte man darauf kommen, warum die Entwickler auf diese Lösung gekommen sind. Das gesamte Bild, wenn man die Ninja einmal von vorne betrachtet, erinnert eher an eine Rakete als an ein Motorrad (von den Reifen mal abgesehen). Den Abschluss bildet ein im Heck integriertes LED Rücklicht, das zum Gesamtbild passt (mir gefällt das Heck der ZX-6R allerdings besser). Durchaus interessant sind die beiden zusätzlichen Knöpfe am Stummellenker, einer links, einer rechts. Sie ermöglichen das Stoppen von Rundenzeiten und das Ermitteln von Sektorenzeiten. Ok, das braucht man auf der Straße eher selten, aber wer möchte mit so einem Gerät nicht auch mal auf der Rennstrecke seine Kreise ziehen?

    Das Team Wahlers in Lauenbrück stellte uns die Kawasaki ZX-10R für einige Tage zur Testfahrt bereit. Da hatte ich ja keine Ahnung, was mich erwartet. Die ersten Kilometer wurden zum wahren Nervenkitzel - Adrenalin pur. Der Zug am Gasgriff katapultiert die Maschine derart vorwärts, dass man als Fahrer das Gefühl hat eine Sozia würde sich statt an der Hüfte am Helm des Piloten festhalten und sich kräftig nach hinten lehnen. Dann ist es soweit: Zone 50 zu Ende, ein Auto vor der Nase... zweiter Gang... Blinken... Ausscheren... Gas... es ist schon faszinierend, dass man Mühe hat, beim harten Beschleunigen das Vorderrad auf der Straße zu behalten. Selbst im vierten Gang will das vermaledeite Biest doch einfach nicht unten bleiben.

    Die ersten Kurven werden zackig genommen und das Geschoss zieht wie an der Schnur gezogen durch die Kombination. Dass die Kawasaki handlich ist merkt man schon, sobald man Platz genommen hat, aber dass sie derart leicht zu handhaben ist überrascht mich doch schon. Würde man mit verbundenen Augen aufsitzen, könnte man meinen, das Gefährt wäre maximal eine 600er. Beim Rausbeschleunigen sollte man allerdings nicht so kraftvoll zur Sache gehen, denn zu viele geweckte Pferde überfordern einen unbedarften Fahrer doch schneller als man denkt. Kurz gesagt, die Beschleunigung ist die sprichwörtliche „Hölle”. Kontinuierlich erhöht sich die Zahl der prustenden Pferde durch den gesamten Drehzahlmesser, während dem Rohr ein gieriges Fauchen entweicht. Und wer einmal den optimalen Schaltpunkt erreicht (wird im Kombi-Instrument oben links angezeigt), der glaubt jeden Moment müsste der Knall der Schallmauer kommen, die man durchbricht.

    Über einen digitalen Tacho mit integriertem Drehzahlmesser könnte man jetzt streiten, ich persönlich bin da auch Klaus Herders Meinung, dass so etwas an einem Supersportler nichts zu suchen hat, aber jeder sollte sich eine eigene Meinung bilden. Nur eine Sache ist mir besonders aufgestoßen: die Spiegel. Trotz mehrerer Versuche, die rückwertigen Augen in Position zu bringen, war es nicht möglich die gesamte Straße hinter mir einzusehen. Gut, man kann die toten Punkte erblicken wenn man den Arm weit nach außen beugt, bzw. ganz eng an den Tank drückt, aber die perfekte Lösung ist das nicht. Zum Glück weiß man als Fahrer einer ZX-10R immer was hinter einem passiert, denn man hat die anderen ja gerade eben überholt.

    Ein großes Lob verdient auf jeden Fall die neue Slipper-Kupplung, mit der das Hinterradstempeln beim Runterschalten verhindert wird. Die Kupplung dosiert das Motorbremsmoment ans Hinterrad punktgenau. Beim Hochschalten flutschen die Gänge aber eher ruppig an die passenden Stellen, das ist für Kawasaki-Kenner aber nichts außergewöhnliches.

    Das Herz der ZX-10R ist ein flüssigkeitsgekühlter 998 ccm DOHC Vierzylinder-Motor mit 16 Ventilen, der es immerhin auf 175 PS bei 11.700 U/min bringt. Die günstig sitzenden Einlasskanäle werden von einem Einspritzsystem und doppelten Drosselklappen versorgt. Eine Steuerklappe im Abgassystem soll für ruckfreien Lauf sorgen, doch ein Rucken bei Lastwechsel wird nicht ganz unterbunden. Zur Beruhigung einer zu flotten Fahrt warten vorne vier radial montierte Kolbenzangen mit vier Belägen an zwei 300mm-Bremsscheiben auf ihren Einsatz. Hinten ist die Kawa mit einer 220mm-Bremsscheibe bestückt. Die Bremse ist die Krönung: unerbittlicher Druckpunkt und genial herzhaftes Zupacken mit wenig Kraftaufwand, ein Genuss.

    Das Fahrwerk stammt wohl direkt aus einer Rennwerkstatt: modernste Alu-Rahmen-Technologie im Doppelholm-Rückgrat-Rahmen; 43mm Upside-Down Gabel mit einstellbarer Federvorspannung und 16-fach einstellbarer Zug- und Druckstufendämpfung; Bottom-Link Uni-Trak mit Gasdruckstoßdämpfer mit einstellbarer Federvorspannung und stufenlos einstellbarer Zug- und Druckstufendämpfung; Federweg 120/125mm; Radstand 1385mm. Das Trockengewicht von 175 kg rundet das Bild dann ab. Für alle, die jetzt mit der Rechnerei nicht nachgekommen sind, ergibt sich also ein Gewicht im vollgetankten Zustand von sage und schreibe 192 kg.

    Zusammengefasst ist die Kawasaki ZX-10R ein respekteinflößendes Gefährt das in keinem Fall zu unterschätzen ist, wer sie allerdings be- herrschen kann, dem offenbart sie eine andere Welt. Fast alles überzeugt an der neuen Ninja und noch nie habe ich ein Erlebnis wie dieses gehabt, denn leider kam ich nie in den Genuss in einem Jet mitzufliegen. Ich kann nur jedem, der sich für Supersportler begeistert, empfehlen, den nächsten Kawasaki-Händler aufzusuchen und die Ninja mal zu einer Probefahrt mitzunehmen. Auch ein kurzer Ausritt über ein paar Kilometer ist ein echtes Abenteuer und dazu noch eins, das irre Spaß macht. Man bekommt die ZX-10R in den Farben Lime Green, blau und schwarz wenn man die Kleinigkeit von 12.995 Euro noch übrig hat.

    Nachzulesen hier

  • DRINGENDER KAWA-AUFRUF !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


    ZX-10R unbedingt und sofort stehen lassen!

    Friedrichsdorf (msc) Wenn ein Motorrad-Hersteller seine Kunden in den ersten wirklichen Sommertagen
    des Jahres auffordert, das neue Spitzenmodell augenblicklich abzustellen und keinen Meter mehr zu bewegen,
    muss er dafür einen mehr als handfesten Grund haben. Im Fall der Kawasaki ZX-10R ist es das Vorderrad, das
    aufgrund nicht auszuschließender Lufteinschlüsse unter Belastung, sprich beim Fahren, brechen kann. Selbst
    bei einem weit schwächeren Motorrad als einer 175 PS starken ZX-10R wären die Folgen hiervon höchstwahr-
    scheinlich katastrophal.

    Zwar seien laut Kawasaki Deutschland weltweit bisher nur drei defekte Vorderräder entdeckt worden, dennoch
    fordert Kawasaki alle ZX-10R-Besitzer auf, ihren brandneuen Supersportler nicht mehr zu fahren, sich telefonisch
    mit ihrem Händler in Verbindung zu setzen und das Motorrad per Anhänger oder Transporter in dessen Werkstatt
    zu bringen bzw. vom Händler abholen zu lassen. Dort sollen sämtliche Vorderräder kostenlos ausgetauscht werden.

    Kawasaki-Sprecher Andreas Seiler: „Die Umrüstaktion beginnt Mitte August. Wir gehen davon aus, dass sie bis
    Anfang September abgeschlossen sein wird. Wir haben aufgrund des hohen Gefährdungspotenzials eine schnelle
    Information vorgezogen und nicht auf die vorherige Produktion der Räder gewartet." Mit anderen Worten: Die in
    Deutschland rund 1900 Besitzer der über 13000 Euro teuren ZX-10R werden in den kommenden Wochen zu Auto,
    Fahrrad oder Zweitmotorrad greifen müssen. 800 ZX-10R stünden derzeit noch bei den Händlern. Seiler: „Bei Kunden,
    die auf ihre ZX-10R als einziges Transportmittel angewiesen sind, werden sich die Händler in unserem Auftrag
    bemühen, ihnen ein Leihmotorrad zur Verfügung zu stellen."

    Ob es bei den weltweit bisher drei entdeckten schadhaften Vorderrädern zu Unfällen gekommen ist und ob ein
    es davon auch in Deutschland entdeckt wurde, konnte der Kawasaki-Sprecher nicht sagen. Der Fehler liege beim
    Zulieferbetrieb in Japan. Dort würden künftig alle Räder einem präzisen Röntgencheck unterzogen, um poröse,
    bruchgefährdete Stellen auszuschließen. Mit dem bloßen Auge seien solche Lufteinschlüsse nicht zu entdecken.

    Weltweit sind rund 19.000 Motorräder von der Umrüstaktion betroffen.

    Quelle: http://www.MOTORRADonline.de vom 30.07.2004

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!